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Freitag, 6. Januar 2012

Lichtgöttin Lucia (2) - von der Percht und den Rauhnächten

Zurückzuführen ist Santa Lucia nämlich auf die die römische Mond-, Geburts- und Lichtgöttin Lucina. Übersetzt heißt ihr Name das „kleine Licht“, was sowohl auf den Mond als auch auf das schwache Licht Mitte Dezember verweisen kann.
[und noch immer danke ich für den bereitgestellten Text von artedea.net - einem sehr Aufschlussreichen Ort des virtuellen Informationsmeeres]


Mit der Heiligen Lucia wollte die Kirche gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, bzw. zwei starke Göttinnenfiguren mit einer Heiligen ersetzen. Neben der sehr beliebten römischen Lucina war vor allem die alte Muttergöttin Percht (die „Helle“, die „Glänzende“) speziell in der Winterszeit eine anerkannte, strahlende, Segen bringende Gottheit. Weder die eine noch die andere passte natürlich ins Konzept der Kirche. So einfach ausradieren konnte man die alten Göttinnen aud dem Volksgedächtnis nicht, daher sollte zur Wintersonnenwende nicht mehr die Perchte Licht und Segen bringen sondern Santa Lucia diesen Job übernehmen.

Ein Vorhaben, das allerdings gründlich misslungen ist. Denn im Volksglauben wurde aus der zarten blonden lichtvollen Lucia vielmehr die “blutige Luz” – kein Wunder bei ihrer ganzen Foltergeschichte.

Andererseits vertrauten die Menschen wohl eher darauf, dass sie gegen die Dämonen der dunklen Dezembernächte eher  gewappnet sind, wenn sie die grausige Luzl an ihrer Seite haben – rot, stark und wild und nicht weiß, scheu und rein wie die Heilige.
So ist die Luz das, was Lucina in ihrem Ursprung war – als Mondgöttin die Gebieterin über das weibliche Blut und damit die weibliche Kraft. Immerhin aber hat die lichtvolle zarte Heilige Lucia traditionell über ihrem weißen Gewand einen blutroten Gürtel, was ebenfalls auf diese Kraft schließen lässt. Man kennt sie in Ungarn, im slawischen und im alpenländischen Raum als Mahnerin des Schicksals ähnlich der Percht.


Was die Perchta angeht - auch Perchtha, Perscht, Perschtl, Perahta, Perahte, Perchtlweibl, Perchtfrau, Perchtlmuada, Brechta, Berchtel, Beri, Berhta, Berchtra, Beaschd, Bärmutter, Bermuada, Bechtli, Wildaberta, wird sie hier und dort genannt - der Name der Bermudainseln geht auf sie zurück, was innerhalb der christlichen Seefahrt jedoch sicher nicht als Ehrenbezeichnung gedacht war.

Sie ist eine Göttin der Anderswelt, der Zwischenreiche, Seelenführerin, Göttin der Rauhnächte und Anführerin der Wilden Jagd.

Die Zeit der Percht sind die „Tage zwischen den Jahren“, also die Rauhnächte (auch Rauchnächte) zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar. Kalendermäßig sind beim Übergang vom Mond- zum Sonnenjahr Zusatztage entstanden, die am Jahresende einfach drangehängt wurden. Ein Jahr aus zwölf „Monaten” in Mondphasen umfasst 354 Tage (ca. 29,5 Tage x 12 Mondmonate = rund 354 Tage). Zu dem bei uns gebräuchlichen Kalender des Sonnenjahres mit 365 Tagen fehlen also elf Tage, beziehungsweise zwölf Nächte. Von dieser Zeit wird allgemein angenommen, dass die normalen Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sind, und daher die üblichen Grenzen zu gewissen anderen Welten fallen.

Diese Zeit also ist der Wirkungsraum der alten Göttin Percht.
Im alten Hexenglauben ist die Hexe die Priesterin der Göttin. Percht wird als eine der Urhexen angesehen, die auch als Hagazusa (die Zaunreiterin) im Grenzbereich zwischen dem Göttlichen, Übersinnlichen bzw. der Anderswelt und dem Alltag wirkt. Als Eingeweihte überschreitet sie (symbolisch den Zaun) zwischen Gegenwart und Zeitlosigkeit, die in diesen Tagen besonders gut zu spüren ist.

Für die Herkunft des Namens Percht gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder kommt der Name vom althochdeutschen "perath" = leuchtend, strahlend, prächtig, glänzend (vergleichbar dem englischen Wort "bright") oder aber vom althochdeutschen "pergan"  oder „bergan“ = verbergen, verborgen, verhüllen. Diese beiden Auslegungen umschreiben Percht auch sehr treffend: Sie ist zum einen „Die Glänzende“ zum anderen die „Verborgende“, die Totengöttin. Sie ist Gebieterin über Leben und Tod und wer stirbt, wird von ihr gerufen.
Vielerort wird die Percht auch Bärmutter oder Bermuada genannt. Dass hier nicht nur der Bär bzw. die Bärin sondern vor allem auch die Gebärmutter gemeint ist, liegt auf der Hand. Percht ist die Gebärende des stärker werdenden Lichts auch wenn alles ringsum noch in Dunkelheit und Kälte erstarrt und wie tot erscheint. Sie ist die, die Leben bringt und gleichzeitig den Tod symbolisiert.


Sehr deutlich kommen diese beiden Aspekte der Bärmutter Percht in den noch sehr lebendigen alpenländischen Perchtenbräuchen zum Ausdruck. Hier gibt es zum einen die "Schönperchten", die mit allerlei glänzenden Zierrat, Spiegeln und „Flinserln“ ausgestattet sind, zum anderen die „Schiachperchten“, die gruselig und zum Fürchten sind.
Die Frau Percht selbst hat in diesen Umzügen auch immer zwei Gesichter – vorne die schauderhafte Teufels- oder Hexenmaske, während die Rückseite das wunderschöne, strahlenumkränzte Sonnengesicht präsentiert. Als uralte Göttin der Zeit um die Wintersonnenwende repräsentiert sie beide Eigenschaften. Den bitterkalten, unbarmherzigen Winter, wo alles erfriert und stirbt. Gleichzeitig werden aber gerade jetzt, in den Rauhnächten die Tage wieder länger, das Licht ist zu Winterbeginn neu geboren, die Sonne nimmt wieder an Kraft zu.   
Nicht umsonst hat die christliche Kirche die Geburt der Lichtgestalt Jesus auch genau auf diese Zeit fixiert.


Die Kirche setzte nun auf diese Tage jede Menge Feste, die von der alten Göttin ablenken sollten: den Tag der Heiligen Barbara am 4. Dezember, den Niklaustag am 6. Dezember, Weihnachten, den Tag des Heiligen Silvester und dann noch (zum offiziellen Ende der Rauhnächte) die Feier der Heiligen Drei Könige.

Der Versuch der Kirche, die Percht selbst durch die heilige Luzia zu ersetzen, schlug allerdings fehl. Die Menschen wollten in den Rauhnächten nicht die zarte, heilige Blondine Luzia, die Retterin der verfolgten Christen, die Lichtbringerin im weißen dünnen Kleidchen. Sie wollten – den äußeren Gegebenheiten entsprechend – die wilde Percht, die mit ihrer Kraft durch die Lande braust und mit den Winterkräften ringt. So wurde aus der heiligen Luzia die kindermordende "blutige Luz", die Kehrseite der süßen, sanften Lichtbringerin.

Und wo wir gerade den Namen "Lichtbringer" erwähnen:
dies ist ganz nebenbei der alte Name einer alten Heidengottheit in Griechenland und Rom...
Er ist der Gott des Morgensternes, also jenes Gestirns, welches noch vor Sonnenaufgang das nahe Ende der Nacht ankündigen soll. Im griechischen heißt "Lichtbringer" Phosphoros. Und im Lateinischen - man mags kaum glauben, nennt man ihn Luzifer.


Lucifer und Lucia - zwei eigentlich heidnische Gottheiten, die gerade in den dunkelsten Zeiten an die Rückkehr des Lichtes erinnern sollen und mit Hilfe von Kerze und Fackel das Dunkel um uns erhellen.
Und während die Kirche die einen zum Inbegriff von Teufel und Hexerei erklärte (Luzifer, Perchta) so vereinnahmte sie sich dreist die anderen...

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